Im Alltag begegnet uns das tabuisierte Gefühl selten offensichtlich. Wir kennen allenfalls ein peinliches Berührtsein als Zeugen von Handlungen anderer. Selbst vermeiden wir, Dinge öffentlich zu tun, die Schamgefühle auslösen können. Wie ein stilles Übereinkommen halten sich alle, die nicht in Fettnäpfchen treten wollen, an unsichtbare Regeln. Die Ränder dieser Tabuzonen erkennen wir an offenen (Erröten) oder larvierten (Blicke senken) Schamreaktionen.
Seine Intensität variiert von Verlegenheit über Hemmung, Schüchternheit, Peinlichkeit, Scham, und Scham vor der Scham.
In der Beratung und Therapie sind Kenntnisse der intra— und interpersonellen Bedeutung und der Umgang mit dieser delikaten Emotion unabdingbar.
Es geht darum, die Vorzeichen und Maskierungen, welche diese Demarkationszone ankünden, zu erkennen. Noch herausfordernder ist der Umgang mit dem "heissen" Gefühl. Im therapeutischen Raum begegnen wir diesem Gefühl, weil Selbstoffenbarung in unserer Kultur immer noch schambesetzt ist.
Erkennen wir die “Masken der Scham" nicht, können wir Klient(inn)en ohne böse Absicht tief verletzen. Schamerleben bedroht unser Selbstwertgefühl via Stressreaktion und unsere Identität durch die Angst vor Ausschluss.
Das Seminar setzt sich mit folgenden Fragen auseinander:
— Wie entstehen und unterscheiden sich normale und toxische Schamgefühle?
— Welche Formen und Intensitäten des Gefühls lassen sich theoretisch unterscheiden?
— Wie erleben Menschen diese Unterschiede?
— Wie entwickelt sich (gesunde) Scham und auf welchen entwicklungspsychologischen und neurobiologischen Grundlagen?
— Welchen Stellenwert und welche Folgen haben sie für die Persönlichkeitsentwicklung?
— Welche Bedeutung und Funktion hat Scham für die Person und die Gemeinschaft?
— Wie erkennt man die "Masken der Scham"?
— Wie behandelt man "Wunden der Beschämung"?
— Welche Chancen und Risiken sind mit einer körperzentrierten Vorgehensweise verbunden (Scham und Würfelmodell)?
Der Besuch des Seminars zu Schuldgefühlen und/oder zur Verlustthematik ist zu empfehlen.
Eine gute Balance des eigenen psycho-physischen Gleichgewichts wird vorausgesetzt.
MA MSc Antonio Bettinaglio
Eidg. anerkannter Psychotherapeut
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