20.08.2012
Christina Casanova
Psychologie / Psychotherapie

Körperarbeit in der Psychotherapie

20.08.2012
Christina Casanova
Psychologie / Psychotherapie

Körperarbeit in der Psychotherapie  (Teil I)

Depression ist eine psychische Erkrankung, bei der hauptsächlich die folgenden Symptome über längere Zeit auftreten können: Niedergeschlagenheit, Energielosigkeit, Antriebsmangel, Interessenverlust,  Schlafprobleme, Schuldgefühle und Hoffnungslosigkeit.

Ziel einer Psychotherapie ist es Menschen mit einer depressiven Erkrankung zu helfen, indem die Nachhaltigkeit von Psychotherapien gegen Depression für den Patienten optimiert wird.

Das folgende Fallbeispiel erläutert, wie sich eine depressive Störung in der Praxis zeigen kann und welche Interventionen möglich sind, um eine Nachhaltigkeit der Psychotherapie, die zur Genesung beiträgt, zu erlangen.

Körperzentrierte Psychotherapie

Empirische Evidenz, Systematik und neuere Befunde

Hinter dem Begriff “Psychotherapie” verbirgt sich die Veränderung von psychischen Symptomen mit psychologischen Mitteln, in dem sich zwei Menschen bemühen etwas zu bewegen. In der körperzentrierten Psychotherapie ist Arbeit mit dem Körper ein wichtiger Teil der Behandlungsform. Körperliche und seelische Erkrankungen sind wechselseitig zu verstehen. Ist die Seele krank, äußert sich das auch in körperlichen Symptomen und  umgekehrt. Denn körperliche Erscheinungen und seelische Erlebnisse haben eine Vielzahl an Wechselwirkungen. Alle wichtigen Selbst-Funktionen sind auch als körperliche Prozesse erfahrbar und werden somit verkörpert. Störungen der Selbstfunktion hinterlassen, etwa durch neurotisierende oder traumatische Erlebnisse, immer auch körperlichen ‚Abdruck’ oder haben ihren körperlichen ‚Ausdruck’ (sichtbar und erfahrbar auf körperlicher Ebene). Häufig stellten sich Klienten mit einer gut geschneiderten, abstrakten Diagnose beim Psychotherapeuten vor, etwa: „Ich bin in einer Depression!“ Aber die Verbindung zum eigenen Erleben scheint wie unterbrochen. Peter Dold stellt dazu fest: „Depressive Patienten tun das Äusserste, um das Innerste und Innigste zu vernachlässigen.“ (Dold 2010)

Kraftübungen

Depression ist durch den Verlust an Energie gekennzeichnet. Das muss ein Therapeut erkennen und verstehen, wenn er den Patienten richtig behandeln will. Depressive Patienten klagen oder beklagen ihre Situation etwa wie folgt:»Ich mag so gar nicht mehr. Mir ist jeder Schritt zu viel. Mir geht es schlecht und ich spüre innerlich keine Kraft. Meine Gedanken zerstören meinen Geist. Je mehr ich mich mit meinen Körperschmerzen befasse, desto weniger komme ich von ihnen los.« Solche Aussagen sollen vom Therapeuten ernst genommen und verstanden werden. Nicht ausser Acht zu lassen sind die neuronalen Netzwerkverbindungen, denn bereits leichte bis mittelgradige Depressionen können eine Veränderung der Hirnstruktur, eine Veränderung in Ausschüttungs- und anderen Regelprogrammen, in Transmitter- und Reizleitungsfunktionen bewirken. Die Ausschüttungsstruktur der Botenstoffe nimmt Einfluss auf die Persönlichkeitsstruktur in Richtung einer fliessenden Veränderung.

Depressive Mensche sind in der Therapie oft auch gekennzeichnet durch inneren, zum Teil sogar vorwärts verteidigenden Widerstand. Widerstände im Rahmen der körperorientierten Therapie verweisen uns auf Abwehr-, also auf Schutzfunktionen. Oft erscheint der Einstieg in das körperorientierte Arbeiten weniger von Abwehr geprägt, was ein Irrtum ist und nicht daran vorbeiführt, danach zu fragen, ob die Anwendung öffnender oder strukturierend-stabilisierender Interventionen angemessen ist.

Christina Casanova