21.06.2011
Christina Casanova
Dr. Yvonne Maurer

Die Gründerin des Institut für Körperzentrierte Psychotherapie

21.06.2011
Christina Casanova
Dr. Yvonne Maurer

Zum Jubiläum dreissig Jahre IKP habe ich mich mit der Gründerin Frau Dr. Dr. Yvonne Maurer unterhalten:
Frau Dr.Dr. Yvonne Maurer: Wie ist Ihre Liebe zur Psychotherapie und Theologie entstanden?

Wie „Liebe“ entsteht, wissen wir ja oft nicht, ist manchmal gar irrational. Mich interessierte schon immer der Mensch: Wer ist er, wer bin ich, wie kommt es, dass ich nach mir selber fragen kann, ja muss angesichts dessen, dass alle Menschen eine beschränkte Zeit auf dieser Erde leben und sie dann verlassen.

Von Menschen mit zwei Doktortiteln heisst es, sie seien äusserst strebsam. Trifft das auch für Sie zu?

Selbstverständlich! Strebsam sein heisst für mich: Sich Ziele setzen, die Sinn machen, für sich und andere. Ich bedaure und habe Mühe mit Menschen, die im Leben planlos umhergondeln, sich von einem Konsumvergnügen ins nächste anstiften, irreführen lassen und dabei ihren eigenen Wert immer weniger spüren und so ihre Handlungsmöglichkeiten nicht ausschöpfen können.

Die meisten Menschen  meiden komplex, tiefgreifende Themen. Sie jedoch suchen ihre Nähe?

 Ich bin in meinem Leben damit gut gefahren, mich solcher Themen persönlich an zu nehmen. Oberflächliches Verdrängen wichtiger Themen wie: Was ist Leben, Zeitlichkeit, Tod, Zwischenmenschlichkeit, Liebe, Gott rächt sich einmal und blockiert langfristig erfolgreiches Leben. Was ich aber nicht gerne mag ist Halbwissen, das halbwegs im Dunkeln lässt: Ich liebe Ganzheitliches, das zu Licht, Helligkeit und Fröhlichkeit führt.

Bewältigten Sie eine Art innerer Emigration von der Psychiaterin zur Theologin?

Innerlich nicht. Letzte Fragen haben mich seit je beschäftigt, bereits als Kind unter dem nächtlichen Sternenhimmel. Die Frage war mehr die der sozialen Akzeptanz um mich herum: Werden nun Dinge, oberflächliche Klichees auf mich projiziert, die nicht dem entsprechen, was ich bin und vertrete.


Sie leiten seit dreissig Jahren das Institut für Körperzentrierte Psychotherapie IKP. Wie hat der technische  Fortschritt Ihre Arbeit verändert? 

Immer wieder neu. Vor dreissig Jahren hatten wir noch keine Computer, grossartig war dann schon einen Schreibautomaten zu erwerben. Dann kam die Notwendigkeit einer Homepage, die Präsenz im Internet, Videoaufnahmen von Therapien etc.

 Sie scheinen aufgeschlossen für technische Entwicklungen zu sein. Erleben Sie dabei keine Schattenseiten? Keine Abweichungen vom Wesentlichen?

Ja, ich bejahe den technischen Fortschritt. Allerdings kann dieser „Fortschritt“ mit der pausenlosen Neuigkeiten-, Wissens- und Handypräsenz auch dazu verführen, sich selber zu sehr im Aussen zu verlieren bzw. die Quelle der ureigenen Kreativität versiegen zu lassen.

Lieben Dank für das Gespräch!

Christina Casanova